
Osteuropa
Zwischen Befreiung und neuer Weltordnung der Blöcke
- Bernd Gehrke
- 8. Mai 2025

Am 8. Mai 2025 jährt sich der Sieg der Alliierten über das faschistische Deutschland zum achtzigsten Mal. Ein bestialisches Regime wurde vernichtet und ein Krieg mit 60 Millionen Toten beendet. Mit dem 8. Mai 1945 sind neben der Freude über die Befreiung vom Faschismus und über das Kriegsende unter Befreiten wie Befreienden jedoch zugleich die unterschiedlichsten, auch gegensätzlichen historischen Erfahrungen, Sichtweisen und Gefühle verbunden. Denn „der Tag der Befreiung“ wurde zugleich zum Auftakt der Errichtung einer neuen Weltordnung imperialistischer Blöcke – und damit der Teilung Europas unter dem Regime von Jalta. Westliche Siegermächte wie England und Frankreich versuchten sofort nach dem Sieg über Hitler-Deutschland, ihre Kolonialreiche wieder unter ihre Kontrolle zu bringen und setzten alles daran, alte Einflussgebiete auch mit [...]
- Daniil Traubenberg
- 26. April 2025

Welche Rolle spielt die Rehabilitierung des Stalinismus in Putins offizieller Ideologie? Wie sollte die demokratische Linke damit umgehen? Der Publizist Daniel Traubenberg beschreibt die Entwicklung der Haltung gegenüber Stalin in Russland vom Zusammenbruch der UdSSR bis heute (Vorbemerkung von Posle.Media) In den letzten Jahrzehnten hat in Russland eine Rehabilitierung der Stalin-Ära[1] stattgefunden. Damit einher geht eine enthusiastische Neubewertung der sowjetischen Geschichte, einschließlich ihrer umstrittensten Aspekte. Nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 hat sich dieser Prozess deutlich beschleunigt und beginnt, die Züge einer offiziellen staatlichen Erinnerungspolitik anzunehmen. Joseph Stalin wird zunehmend nicht nur als politischer Führer dargestellt, der eine Schlüsselrolle bei der Industrialisierung des Landes und seinem Sieg im Großen Vaterländischen Krieg spielte, sondern auch als effektiver Manager, der [...]
- Kirill Buketow
- 23. März 2025

Nach drei Jahren Invasion in die Ukraine zieht der russische Kriegsgegner und Gewerkschaftsaktivist Kirill Buketow (54) Bilanz. Und er sagt, warum Putins innere Gegner bisher gescheitert sind. Drei Jahre also sind vergangen. Drei Jahre seit dem Beginn der zweiten Phase der Militäroperation der russischen Truppen. Drei Jahre nach dem Angriff auf ein Nachbarland, auf die Ukraine. Wir kehren gedanklich an diesen Punkt zurück, zum 24. Februar 2022. Wir versuchen zu verstehen, was sich in uns verändert hat. Was sich draussen verändert hat. Was sich in der russischen Gesellschaft verändert hat. Und wie sich Europa in diesen Jahren verändert hat. Aber wenn wir die letzten drei Jahre betrachten, müssen wir erkennen, dass es unmöglich ist, sie von jenem historischen Prozess zu [...]
- Emanzipation, Sozialnyi Ruch, Posle et. al.
- 8. Juni 2024

(English version below) Wir veröffentlichen hier den wichtigen gemeinsamen Aufruf von Linken aus verschiedenen Ländern zu einem Frieden in der Ukraine, der für einen Frieden plädiert, der den Interessen der von Russland überfallenen ukrainischen Bevölkerung dient und nicht einem Friedensdeal im Interesse des russischen und USA-geführten Imperialismus. Der Aufruf wurde von Linken aus der Schweiz, der Ukraine und Russland initiiert. Inzwischen haben den Aufruf über 40 Organisationen und mehr als 300 Personen unterzeichnet, darunter auch 47 Personen aus Deutschland. Der Aufruf wurde spontan in verschiedene Sprachen übersetzt. Einige Menschen des AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West haben den Aufruf unterzeichnet, andere taten dies nicht wegen einiger Formulierungen zur Unterstützung des Beitrittswunsches des ukrainischen Volkes zur Europäischen Union. Dennoch ist dieser Aufruf [...]
Ukraine-Debatte: Ein Blick über den deutschen Gewerkschaftshorizont hinaus täte gut
- Bernd Gehrke
- 27. April 2024

Der Artikel von Renate Hürtgen „Wo steht die gewerkschaftliche Linke nach zwei Jahren Krieg in der Ukraine?“ in express 2/2024 hat wenig überraschend Kritik hervorgerufen. Allerdings hat nur Gregor Kritidis zur Kenntnis genommen, dass Renate Hürtgen auf die neue globale Konstellation der Existenz mehrerer imperialistischer Mächte verwiesen hat, um Probleme zu diskutieren, die ernsthaft diskutiert werden sollten, wenn das Recht zur Selbstverteidigung der Ukraine akzeptiert wird und die Grundlage der Debatte bildet. Die anderen beiden Kritiken holten die große Keule des Überlaufens zum Feind heraus. Während Udo Seidel seine Kritik immerhin noch in Fragen kleiden konnte, die zum Teil auch notwendig zu diskutierende Probleme enthielten, haute Andreas Buderus auf die ganz große Pauke und warf der Autorin sowie der Redaktion [...]
- Bernd Gehrke
- 20. März 2024

Als Russland vor zwei Jahren seine großflächige Invasion in der Ukraine begann, erfasste eine Woge der Empathie mit den ukrainischen Flüchtlingen auch das Gros der deutschen Gewerkschaften. Nicht nur verurteilten DGB und Einzelgewerkschaften vielfach den russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine, auch viele Gewerkschaftshäuser wurden für die Flüchtlinge geöffnet, eine gewerkschaftliche Spendenkampagne in Gang gesetzt und damit humanitäre und gewerkschaftliche Solidaritätsaktionen unterstützt. Doch angesichts der Vervielfachung und Verstetigung von Krisen des Gegenwartskapitalismus, zunehmender sozialer Probleme der arbeitenden Klassen sowie neuer weltpolitischer Brennpunkte wie dem Nahostkrieg, droht in Deutschland und auch innerhalb der DGB-Gewerkschaften die Solidarität mit dem Existenzkampf der Ukraine und ihrer Gewerkschaften in den Hintergrund zu geraten. Stattdessen verbreitet sich auch in gewerkschaftlichen Reihen Empathielosigkeit, es droht die Preisgabe von [...]