AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West

Der Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West ist ein loser Zusammenschluss von linken Historiker:innen und Bildungsarbeiter:innen aus Ost und West, der sich als Teil der sozialen Bewegungen versteht und mit betrieblichen und außerbetrieblichen Sozialprotesten verbunden ist. Der Arbeitskreis wirkt unabhängig von politischen Parteien und Gruppen und ist fest im Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin verankert. Er hatte sich anlässlich des 50. Jahrestages des Arbeiteraufstands vom 17. Juni 1953 in der DDR mit dem Ziel gegründet, gegenüber dem akademischen und medialen Mainstream, aber auch gegenüber linken Mythen und Verdrängungen, vergessene und ignorierte Ereignisse oder Entwicklungen der sozialen Bewegungen in Erinnerung zu rufen. Er sieht seine Aufgabe darin, die historischen Ereignisse gegen den Strich zu bürsten und deren Relevanz für heutige Emanzipations-bewegungen zu erschließen. Seine Themen findet der Arbeitskreis jedoch nicht ausschließlich in der Vergangenheit; ohnehin ist es sein Ziel, das Verständnis der Geschichte für die Gegenwart und Zukunft sozialer Bewegungen fruchtbar zu machen.

2003 gegründet, hat der Arbeitskreis seither zu unterschiedlichsten Themen zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt. Dabei wurden sowohl in der bürgerlichen wie in der linken Öffentlichkeit weithin vergessene Ereignisse und Bewegungen thematisiert und aus einer emanzipatorischen Perspektive problematisiert, so die russische Oktoberrevolution 1917, die deutsche Novemberrevolution 1918, die wilden Streiks, die „grüne Arbeiterbewegung“ in der BRD oder die Rätebewegungen in Polen und Ungarn 1956. Ein anderer Schwerpunkt des Arbeitskreises besteht in der Aufarbeitung der Geschichte der DDR und Osteuropas, der revolutionären Ereignisse 1989/90 sowie der betrieblichen und sozialen Widerstände im Prozess der kapitalistischen Transformation.

Der Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West verfolgt mit seiner gesamten Tätigkeit drei Anliegen in besonderer Weise. Zum einen will er die emanzipatorischen gesellschaftlichen Basisbewegungen und die sie unterstützende Bildungs- wie Öffentlichkeitsarbeit stärken helfen. Zum zweiten sucht er nach Möglichkeiten, wie sich betriebliche mit außerbetrieblichen Kämpfen und Kämpfe gegen das System von Lohnarbeit und Klassenherrschaft mit anderen gesellschaftlichen Emanzipationskämpfen verbinden lassen. Zum dritten stellt er sich die Aufgabe, die nach wie vor auch innerhalb der Linken in Ost und West gespaltene Erinnerung an die eigene Geschichte einer emanzipatorischen, das heißt historisch-kritischen Aufarbeitung zu unterziehen. Das schließt die kritische Auseinandersetzung mit linken Mythen und idealisierenden Darstellungen der eigenen Geschichte ein.

Aus diesem Grund haben sich der Arbeitskreis und seine Mitglieder auch immer wieder in aktuelle Debatten der Linken eingemischt, insbesondere, wenn sie geschichtspolitisch relevante Probleme berührten. Da sich der Arbeitskreis als Teil der gesellschaftlichen Bewegungslinken versteht, hat er sich nicht nur an wichtigen politischen Initiativen beteiligt, sondern nimmt von Zeit zu Zeit auch zu aktuellen politischen Entwicklungen Stellung, sei es zum Rechtsradikalismus, zum Stalinismus oder zum gegenwärtigen Krieg Russlands gegen die Ukraine. Auch in solchen Auseinandersetzungen bleibt der Blick von unten und die Suche nach der Aufhebung von Lohnarbeit, Kapital und Klassenherrschaft der wesentliche Ausgangspunkt für die Verbindung zu anderen Emanzipationsbewegungen.