Bernd Gehrke
Ökosozialistische Antworten auf die Klimakrise brauchen eine Reflexion der Geschichte von Planwirtschaften
- Bernd Gehrke
- 28. Mai 2020

Mit ihrem Artikel »Mit Plan gegen die Klimakrise« haben Philipp Broistedt und Christian Hofmann (ak 658) verdientermaßen deutlich gemacht, dass die anstehende Klimakatastrophe mit den Mitteln markt- und kapitalförmiger Regulation nicht verhindert werden kann. Richtigerweise haben sie darauf hingewiesen, dass angesichts der Kürze der verbleibenden Zeit, in der die Menschheit noch regulierend in die Prozesse der Klimaerhitzung einzugreifen vermag, realistisch denkende bürgerliche Ökonom*innen heute bereits über die Notwendigkeit von Notstandsmaßnahmen und Kriegswirtschaft diskutieren. Die Autoren machen die Dringlichkeit einer linken Alternative zu den marktförmigen Instrumenten als Antworten auf die Klimakrise deutlich. Worin besteht nun die von ihnen formulierte ökonomische Alternative? »In letzter Instanz« ginge es um die Überwindung der Anarchie der kapitalistischen Produktion, die durch die Wert- und Warenform der [...]
- Bernd Gehrke
- 31. Juli 2019

Obgleich Ostdeutschland in den Jahren 1990 bis 1994 eine Welle massiver sozialer Kämpfe von abhängig Beschäftigten, Erwerbslosen, Mieter*innen, Grundstückseigentümer*innen und Kleingärtner*innen erlebte, sind die Erinnerungen daran fast völlig aus dem kulturellen Gedächtnis verschwunden. Das betrifft vor allem die von Belegschaften, Betriebs- und Personal rät*innen sowie regionalen Gewerk schaften geführten Kämpfe gegen die Treuhandpolitik, welche – neben den von DGB-Gewerkschaften geführten großen Streiks zur Lohn- und Tarifanpassung von Ost an West – hundert tausende Ostdeutsche mobilisierten. Diese Widerstandsaktionen fanden nahezu flächendeckend statt und erfassten große wie kleine Betriebe. Sie gehören zu den großen sozialen Kämpfen auf dem Gebiet des heutigen Ostdeutschlands. Mit der Ankündigung großflächiger Privatisierungen und Massenentlassungen durch die Treuhandanstalt entstand Ende 1990 aus bis dahin nur vereinzelten Belegschaftsprotesten, wie [...]
Marx, die Wirtschaftsgeschichte des Kapitalismus und eine „formell-kommunistische Produktionsweise“ ohne Formbestimmung? Anmerkungen zu einem Artikel von Thomas Kuczynski
- Bernd Gehrke
- 14. Juni 2018

Dankenswerter Weise hat es Thomas Kuczynski unternommen, Entstehung und Untergang der aus der russischen Revolution hervorgegangenen Gesellschaften des „Realsozialismus“ in den Kontext der von Marx dargestellten Entwicklungsgeschichte des Kapitalismus zu stellen. Damit hat er einen völlig anderen Ansatz gewählt, als die Akteurs- und Handlungsperspektive, aus der heraus das Gros der Linken jüngst über die Oktoberrevolution diskutierte.[1] Dabei fragt er auch nach dem Zusammenhang zwischen den von Marx dargestellten Stadien der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise und den von ihm vorhergesagten Entwicklungsstufen einer künftigen kommunistischen Gesellschaft. In seiner Kritik am Entwurf des Gothaer Programms der Sozialdemokratie hatte Marx den Gedanken entwickelt, dass erst nach einer von der Diktatur des Proletariats geprägten Übergangsperiode die kommunistische Gesellschaft entstehen könne, die ihrerseits zunächst in jeglicher [...]
- Bernd Gehrke
- 31. März 2013

Der brachiale Durchmarsch einer von neoliberaler Politik beschleunigten Globalisierung des Kapitals, die nach dem Untergang des sowjetischen Imperiums auf nationaler wie globaler Ebene immer radikaler alle Schranken für die Profitma cherei niederriss, führte zu einer dramatischen Polarisierung von Reichtum und Armut, einer Polarisierung zwischen den Klassen wie zwischen den Regionen. Und rund um den Globus. Die im Zuge fordistischer Klassenkompromisse oder durch globale Regulierungsformen im Kontext des Kalten Kriegs sozialstaatlich regulierte Profitproduktion in den Zentren des Weltkapitals nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sich seit dem immer ungehemmter entfalten. […] Grafik: Uta Lachnit für Selbsthilfegruppe Ei des Kommunismus Den Artikel als PDF lesen
[...]- Renate Hürtgen
- 12. Dezember 2009

Die Diskussion um eine Alternative zum gegenwärtigen Kapitalismus kann nicht mehr allein mit einer Kritik am Kapitalismus beginnen (Jünke 2009). Spätestens seit 1989 lässt sich ohne eine grundlegend kritische Analyse der Sowjetunion und der untergegangenen Gesellschaften des Ostblocks kein sozialistischer Gegenentwurf mehr konzipieren. Auf der Suche nach einer Alternative zu Kapitalismus und Stalinismus müssen sowohl die Mechanismen, die Herrschaft und Ausbeutung dort auf je spezifische Weise reproduzierten, als auch die ideologischen Verschleierungen der Verhältnisse bloßgelegt werden, die in beiden Gesellschaften zur Mystifizierung ihres Charakters beitrugen. So waren die Staats- und Parteiführer in der DDR stets darauf bedacht, den spezifischen Herrschaftscharakter der „neuen Ordnung“ nicht erkennbar werden zu lassen, was ihnen, im Vergleich mit der Massenwirksamkeit herrschender Ideologien in den kapitalistischen [...]
Warum tun sich Linke mit einer radikalen Kritik an der DDR so schwer? Und was meint überhaupt: „radikal“?i
- Renate Hürtgen
- 7. April 2009

„Vom Kommunismus soll schweigen, wer von Stalinismus nicht reden will!“ – dieser Satz aus dem Programmtext zur heutigen Veranstaltung bringt Sinn und Zweck einer linken Kritik an der DDR auf den Punkt. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als darum, eine Zukunft jenseits von Kapitalismus und jenseits der diktatorischen Gesellschaften des Ostens, die ich hier unter „Stalinismus“ fasse, zu entwerfen. Wir müssen ihre Natur erkennen und einen Gegenentwurf diskutieren, der sich von beiden Gesellschaften gleichermaßen und prinzipiell unterscheidet. Eine linke Kritik an der DDR hat also den Sinn und Zweck, uns die Möglichkeit zu eröffnen, „Kommunismus“ mit den Erfahrungen der Diktaturen des Ostblocks neu zu denken. Und hier liegt der fundamentale Unterschied zu einer rechten, das meint hier: [...]