
Betriebe & Gewerkschaften
Kritische Fragen an den Aufruf für gewerkschaftliche Solidarität
- Renate Hürtgen
- 25. Mai 2023

Tatsächlich ist es sehr viel komplizierter, sich nicht auf populistische Allgemeinplätze von Kriegen, die immer schrecklich sind, zurückzuziehen und das Dilemma zu beschreiben, das sich mit einer Entscheidung pro oder contra Waffenlieferungen an die Ukraine verbindet. Allerdings heißt ja eine Solidarisierung mit den Ukrainer:innen nicht, die deutschen Waffenlieferungen gut zu heißen und auch nicht, die praktische Solidarität aus pazifistischer Gesinnung nicht auf humanitäre Hilfe zu beschränken. Warum also tut sich die Mehrheit der deutschen Linken mit der Solidarität für die Ukraine derart schwer? Warum schweigen viele, schließen sich der Losung „Keine Gewalt!“ an oder drücken sich auf andere Art und Weise davor, ihre Solidarität mit dem Verteidigungskampf der Ukrainer:innen deutlich zu bekunden? Im Januar 2023 veröffentlichte die SoZ einen Aufruf [...]
- Renate Hürtgen
- 25. März 2023

Why is it so difficult for many on the left to find a position of unreserved solidarity with the attacked country in this war of aggression by Russia to destroy Ukraine? An unfortunately not small part of the German left has even decided to declare Ukraine and Russia equally involved warring parties, both of which are called upon to immediately cease their „acts of war“. „Perpetrators“ and „victims“ of this war are mentioned in the same breath when it comes to crimes committed. No empathy whatsoever emanates from these leftists for the Ukrainian population that has been bombed and massacred for a year. Such an attitude, however, is popular and brings a lot of support to leftists who appeal to [...]
- Ilya Budraitskis, Oksana Dutchak, Harald Etzbach, Bernd Gehrke, Eva Gelinsky, Renate Hürtgen, Zbigniew Marcin Kowalewski, Natalia Lomonosova, Hanna Perekhoda, Denys Pilash, Zakhar Popovych, Philipp Schmid, Christoph Wälz, Przemyslaw Wielgosz und Christian Zeller
- 18. August 2022

Ukrainischen Widerstand unterstützen und fossiles Kapital entmachten Autor:innen aus der Ukraine, Russland, Polen, Deutschland, Österreich und der Schweiz August 2022 Von Ilya Budraitskis, Oksana Dutchak, Harald Etzbach, Bernd Gehrke, Eva Gelinsky, Renate Hürtgen, Zbigniew Marcin Kowalewski, Natalia Lomonosova, Hanna Perekhoda, Denys Pilash, Zakhar Popovych, Philipp Schmid, Christoph Wälz, Przemyslaw Wielgosz und Christian Zeller Dieser Beitrag ist eine ausführliche Originalversion des Artikels „Für einen solidarischen Antiimperialismus“ in Analyse & Kritik, Nr. 684, 16. August 2022, S. 23. Am 9. Juni veröffentlichten Heino Berg, Thies Gleiss, Jakob Schäfer, Matthias Schindler, Winfried Wolf in der Jungen Welt eine ausführliche Stellungnahme, in der sie sich für einen „antimilitaristischen Defätismus“ und für die Aufgabe des militärischen Widerstandes der Ukraine gegen den russischen Besatzungskrieg aussprachen.[1] Wir [...]
- Renate Hürtgen
- 1. April 2021

Als die Bauarbeiter*innen der Stalinallee auf ihrem Marsch zum Haus der Ministerien in Berlin Mitte um 13:30 Uhr an der Staatsoper unter den Linden vorbeikamen, haben sie „Wir Bauarbeiter sind keine Sklaven!“ gerufen. Um 12:45 Uhr – so steht es in den Akten der Polizei und Staatssicherheit – waren die Sprechchöre zu hören: „Wir lassen uns nicht länger ausbeuten“. Und: „Wir fordern Normsenkung!“ Der erste Arbeiter*innenaufstand am 17. Juni 1953 in der DDR fand nicht nur in Ostberlin statt. Insgesamt streikten und demonstrierten zwischen dem 16. und 21. Juni 1953 fast eine Million Menschen in 700 Städten und Gemeinden, die aus weit über 1.000 Betrieben kamen. Es waren vor allem Arbeiter*innen und Angestellte, Handwerker*innen, Bäuer*innen und wenige Angehörige der Intelligenz, [...]
Vom schwierigen Versuch, eine Antwort zu finden und ein Vorschlag, dem Charakter der DDR auf die Spur zu kommen
- Renate Hürtgen
- 15. Januar 2021

Teaser: Die Herausgeber*innen haben eine Frage gestellt, die irritiert; sie impliziert Annahmen über die DDR, die zunächst einmal überprüft werden müssten. Im Beitrag wird dies in aller Kürze versucht: Die Annahmen werden als fragwürdig befunden, um im Anschluss daran einen Fragenkatalog zu entwickeln, mit dem der Charakter der DDR-Gesellschaft aufgedeckt und die innere Logik ihrer eigentümlichen Beziehungen beschrieben werden können. Erst im Ergebnis einer solchen Analyse zeigte sich, ob mit der Übernahme sämtlicher Verfügungen über die Produktion und Verteilung der Ressourcen durch den Staat die Herrschaft einer Minderheit über die Mehrheit in der DDR aufgehoben war, ob tatsächlich ein Schritt in Richtung einer Vergesellschaftung vollzogen worden ist, in der sich keine individuelle oder kollektive private Aneignung von Wenigen reproduzieren konnte, [...]
- Bernd Gehrke
- 31. Juli 2019

Obgleich Ostdeutschland in den Jahren 1990 bis 1994 eine Welle massiver sozialer Kämpfe von abhängig Beschäftigten, Erwerbslosen, Mieter*innen, Grundstückseigentümer*innen und Kleingärtner*innen erlebte, sind die Erinnerungen daran fast völlig aus dem kulturellen Gedächtnis verschwunden. Das betrifft vor allem die von Belegschaften, Betriebs- und Personal rät*innen sowie regionalen Gewerk schaften geführten Kämpfe gegen die Treuhandpolitik, welche – neben den von DGB-Gewerkschaften geführten großen Streiks zur Lohn- und Tarifanpassung von Ost an West – hundert tausende Ostdeutsche mobilisierten. Diese Widerstandsaktionen fanden nahezu flächendeckend statt und erfassten große wie kleine Betriebe. Sie gehören zu den großen sozialen Kämpfen auf dem Gebiet des heutigen Ostdeutschlands. Mit der Ankündigung großflächiger Privatisierungen und Massenentlassungen durch die Treuhandanstalt entstand Ende 1990 aus bis dahin nur vereinzelten Belegschaftsprotesten, wie [...]