von AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West, 30. März 2019
Nach über zwei Jahren veröffentlichte die Redaktion der Rote-Hilfe-Zeitung infolge heftiger Auseinandersetzungen und Austritte insbesondere im Osten eine lang geforderte kritische Antwort auf die Ausgabe Nr. 4/2016. In dieser Ausgabe zur „Siegerjustiz“ in der BRD wurden die Vertreter_innen des SED-Apparates zur Unterdrückung der DDR-Bevölkerung zu armen „Opfern“ stilisiert. Im Heft 1/2019 erschienen nun zum Themenschwerpunkt „Repression gegen linke Oppositionelle in der DDR“ elf Beiträge, die die Repression gegen Linke innerhalb und außerhalb der KPD/SED und gegen emanzipatorische Bewegungen in verschiedenen Jahrzehnten der DDR beschreiben. Die Autor_innen sind Mitglieder und Sympathisant_innen der Roten Hilfe. Insgesamt drückt der Themenschwerpunkt den Stand linker Aufarbeitung von Repression in der DDR aus, wie er auch unter Historiker_innen im Umfeld der Linkspartei vorhanden ist. Artikel, die einen zwingenden Zusammenhang zwischen der Unterdrückung von linker Opposition sowie emanzipatorischen Bewegungen und dem System des diktatorischen Parteistaats herstellen, wurden allerdings nicht veröffentlicht.
Nach Erscheinen dieser Ausgabe begann ein politischer Shitstorm von DKP, Stasi-Kadern und ihren politischen Sympathisant_innen wie Ulla Jelpke und Klaus Hartmann. Es würde „Kübel weise Dreck über die DDR ausgegossen“ und sich „vor dem Antikommunismus in den Staub“ geworfen; die Artikel seien „niederträchtig“, ein „Skandal“ und nichts als Hetze gegen die DDR; Autoren_innen werden als „rote Helferlein“ politisch denunziert. Es wird sogar die Keule des Antikommunismus gegen die eigenen Genoss_innen geschwungen und den Autor_innen „Rote Hilfe für die Schwarzen“ unterstellt. Die junge Welt stellt sich hinter diese Pamphlete und argumentiert scheinheilig mit dem geringen politischen und intellektuellen Niveau der Artikel.
Derartige Angriffe gegenüber linken Kritiker_innen kennen wir aus DDR-Zeiten, und wir können nur froh sein, dass diese Leute keine Macht haben, ihren Hass auf die „feindlich-negativen Elemente“, wie es im Jargon der Staatssicherheit hieß, auszuleben. Die DKP und ihre Sympathisant_innen scheinen sich ihrer Sache allerdings sicher zu sein, wenn sie der Roten Hilfe sogar mit Spaltung drohen, sollte diesem Heft nicht widersprochen werden. Es ist die Sprache von „Stalins Enkeln“, die diejenigen treffen soll, die sich als Linke an die Aufarbeitung der DDRGeschichte gemacht haben.
Wir wissen, dass die Rote Hilfe zur Zeit besonderer politischer Angriffe ausgesetzt ist, und
wir protestieren entschieden gegen jeden staatlichen Angriff auf die Rote Hilfe. Doch weder solche Angriffe, noch Versuche staatskonformer Institutionen zur Instrumentalisierung der DDRAufarbeitung rechtfertigen einen unkritischen Umgang mit der DDR und der Geschichte der Linken. Im Gegenteil! Eine schonungslose kritische Aufarbeitung der eigenen Geschichte stärkt uns, wir werden unangreifbarer, lernen aus der Vergangenheit und gehen gestärkt in den Kampf gegen Rechts. Es sind die Unbelehrbaren, nicht die Autor_innen der RHZ 1/2019 , die mit der Verdrängung der Unterdrückungsgeschichte der SED-Diktatur den antikommunistischen Mainstream von heute stärken helfen.
Wir solidarisieren uns mit denjenigen Linken inner- und außerhalb der Roten Hilfe, die mit einer kritischen Aufarbeitung der DDR und des ganzen sogenannten Realsozialismus den Weg frei machen, eine sozialistische Zukunft jenseits von „Realsozialismus“ und Kapitalismus in Angriff zu nehmen.